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Der Letter of Intent ist ein zentraler Bestandteil des Mergers & Acquisitions (M&A)-Prozesses. Er stellt eine gemeinsame Absichtserklärung dar, die von den beteiligten Parteien unterzeichnet wird und die Verhandlungen über einen Unternehmenskauf in geordnete Bahnen lenkt. Obwohl der LOI in der Regel rechtlich nicht bindend ist, spielt er eine entscheidende Rolle, um eine solide Grundlage für das weitere Vorgehen, insb. die Durchführung der Due-Diligence-Prüfung zu schaffen. Dieser Artikel beleuchtet die Bedeutung eines LOI und geht auf die wesentlichen Inhalte ein, die in einem solchen Dokument enthalten sein sollten.

Der LOI im M&A-Prozess
sowie Unterschiede zu NBO und Term-Sheet

In einem strukturierten M&A-Prozess spricht die Verkäuferseite verschiedene potenzielle Käufer an, meist über einen spezialisierten M&A-Berater. Wenn Interesse besteht, werden umfangreiche Unterlagen zur Verfügung gestellt, es werden erste Gespräche zwischen den Parteien geführt und die wichtigsten Fragen des möglichen Unternehmerkäufers beantwortet. Teilweise wird ein beschränkter Zugriff auf einen Datenraum gewährt.

Auf dieser Basis werden unverbindliche Angebote (NBO bzw. Non-Binding-Offer) von den Interessenten eingefordert. Ein NBO ist eine einseitige Interessensbekundung, in dem der Käufer die Bewertung sowie wichtige Annahmen seines Angebotes zusammenfasst. Der Verkäufer kann sich nun ein Bild von den Angeboten machen und – je nach Wettbewerb – den Prozess mit einer Auswahl von Interessenten weiterführen.

Dann beginnt eine tiefergehende (sog. Confirmatory) Due Diligence: Der Käufer wird eine intensive Prüfung des Unternehmens beginnen, typischerweise unter Einbindung externer Fachleute. Häufig wird jedoch ein potenzieller Unternehmenskäufer den Abschluss eines LOI verlangen, bevor er tiefer in eine Due Diligence oder Vertragsverhandlung einsteigt. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass je nach Unternehmensgröße und Komplexität relativ hohe Kosten entstehen, die der Käufer absichern will. Bei Venture-Capital-Finanzierungen wird im Prozess eher der Begriff „Term-Sheet“ verwendet. Es gibt keine trennscharfe Abgrenzung zum LOI, aber typischerweise ist das Term-Sheet etwas knapper gehalten und eher auf wirtschaftliche Punkte sowie Governance-Themen fokussiert.

M&A-Prozess

Der LOI im Unternehmensprozess

Zweck und Vorteile eines Letter of Intent

Der LOI dient in erster Linie dazu, die Grundzüge einer möglichen Transaktion zu skizzieren und ein gemeinsames Verständnis der beteiligten Parteien zu schaffen. In manchen Fällen wird das erwähnte Non-Binding-Offer zu einer Art LOI weiterentwickelt und von beiden Seiten unterschrieben.

Die wichtigsten Funktionen eines LOI umfassen:

  • Klarheit schaffen: Der LOI legt die zentralen Eckpunkte der Transaktion fest, wie den Kaufpreis, die Struktur des Deals (z. B. Share Deal oder Asset Deal) und andere wesentliche Bedingungen.
  • Vertrauen bilden: Die Unterzeichnung eines LOI zeigt den Willen der Parteien, die Transaktion ernsthaft und in gutem Glauben zu verfolgen.
  • Rahmen für die Due Diligence: Der LOI schafft die Grundlage für die detaillierte Prüfung des Zielunternehmens, indem er die Rahmenbedingungen der Informationsbeschaffung und -analyse definiert.
  • Missverständnisse vermeiden: Eine schriftliche Ausarbeitung der wichtigsten Themen reduziert das Risiko späterer Unstimmigkeiten.

Wesentliche Inhalte eines LOI im Unternehmensverkauf

Ein gut strukturierter LOI umfasst mehrere zentrale Elemente, die die Interessen beider Parteien berücksichtigen. Diese sind:

1. Beschreibung der Transaktion

Hier wird der Gegenstand des geplanten Geschäfts beschrieben. Dazu gehören Angaben über:

  • Das Zielunternehmen oder den Geschäftsbereich, der verkauft werden soll.
  • Die geplante Transaktionsstruktur (z. B. Erwerb von Anteilen oder Vermögenswerten).
  • Die Parteien, die an der Transaktion beteiligt sind.

2. Finanzielle Eckdaten

Der LOI hält den Kaufpreis fest und enthält oft Angaben zur Bewertungsgrundlage. Dies ist v.a. wichtig, wenn durch eine Due Diligence der Bedarf für eine Kaufpreisanpassung entsteht. Zudem werden die Gegenleistung (Barzahlung, Aktien oder eine Kombination) sowie potenzielle Anpassungsmechanismen (z. B. Earn-Out-Klauseln) beschrieben.

3. Bedingungen (Conditions)

Hier werden die Voraussetzungen definiert, die erfüllt sein müssen, damit die Transaktion abgeschlossen werden kann. Typische Bedingungen sind:

  • Abschluss der Due Diligence ohne wesentliche negative Erkenntnisse.
  • Zustimmung der zuständigen Behörden, z. B. Wettbewerbsbehörden.
  • Zustimmung von Dritten, wie Banken, strategischen Partnern oder wichtigen Kunden.

4. Zeitplan der M&A-Transaktion

Ein realistischer Zeitrahmen ist entscheidend, um den Transaktionsprozess effizient zu gestalten. Der LOI enthält daher oft Angaben zu:

  • Geplanten Deadlines für die Due Diligence
  • Zeitpunkten für die Vertragsverhandlungen und das sog. Signing
  • Dem angestrebtem Abschlussdatum der Transaktion, dem sog. Closing

5. Rechtlich bindende und nicht bindende Elemente

Der LOI sollte klar bezeichnen, welche Teile des Dokuments rechtlich verbindlich sind. Während die Transaktionsbedingungen oft unverbindlich bleiben, sind Klauseln zur Vertraulichkeit, Exklusivität und Kostenübernahme in der Regel rechtsverbindlich. In seltenen Fällen ist beim Bruch der Exklusivität oder beim Ausstieg aus dem Prozess ohne wichtigen Grund eine sog. Break-up-Fee vorgesehen.

Exklusivität: Wann sinnvoll – und wann nicht?

Einer der wichtigsten potenziellen Streitpunkte bei der Verhandlung eines LOI ist das Thema der Exklusivität. Mit dieser verpflichtet sich der Verkäufer keine Verhandlungen mit anderen Parteien zu führen (sog. Verhandlungsexklusivität) bzw. keine finale Vereinbarung mit einem anderen Käufer zu schließen (sog. Abschlussexklusivität)

Naturgemäß wollen Verkäufer keine Exklusivität, um sich nicht eine schwächere Position zu bringen. Während der Laufzeit können sie keinen Wettbewerb aufbauen und keine Alternativen prüfen.

Ab einem gewissen Zeitpunkt ist es jedoch üblich, eine Exklusivität zu vereinbaren. Diese sollte jedoch erst erfolgen, wenn:

  1. Der Käufer das Thema in den wichtigsten Punkten geprüft hat und es im weiteren Prozess v.a. um eine Bestätigung der bisherigen Annahmen geht.
  2. Der Käufer darlegen kann, dass er seine Entscheidungsgremien eingebunden hat und eine Übernahme im Unternehmen vorabgestimmt ist.
  3. Keine offenen wirtschaftlichen Fragen bestehen und die wesentlichen Eckpunkte des Vertragswerkes, insb. das Garantieregime abgestimmt sind.

Eine Exklusivität schützt die Käuferseite. Aber es gibt der Verkäuferseite auch die Bandbreite auf die von ihr gewünschte Transaktion mit voller Kraft hinzuarbeiten.

Fazit: Der LOI als Schlüssel für einen erfolgreichen M&A-Prozess

Der Letter of Intent ist ein wichtiges Instrument im M&A-Prozess, das dazu beiträgt, Verhandlungen zu strukturieren und die Transaktionsparteien auf ein gemeinsames Ziel auszurichten. Durch die klare Formulierung der zentralen Eckpunkte schafft der LOI Transparenz und Vertrauen, während rechtlich bindende Klauseln wichtige Interessen schützen. Um jedoch potenzielle Risiken zu minimieren, ist es entscheidend, den LOI sorgfältig und mit juristischer Unterstützung zu erstellen. Damit wird sichergestellt, dass er als solides Fundament für die weiteren Schritte im M&A-Prozess dient.

In der Praxis wird ein erfolgreiches Unternehmen viel Interesse im M&A-Markt erzeugen können. Die zweite Grafik zeigt anhand eines konkreten Projektbeispiels, wie wir bei Quantum Partners den Prozess der Recherche und Ansprache möglicher Käufer gestalten. Unsere Maxime ist, den Markt möglicher Käufer sehr breit und kreativ zu recherchieren und die Ergebnisse dann sinnvoll zu verdichten. Das Unternehmen wird nur solchen potenziellen Käufern angeboten, bei denen es nachvollziehbare Argumente für eine mögliche Übernahme gibt.

Über Quantum Partners

Quantum Partners ist eine Corporate Finance und M&A-Beratung für die Bereiche Software & Business Services, Digital Media & Commerce, Industrial Technology sowie Cleantech & Sustainability. Aus seinem Büro in München betreut Quantum Partners Kunden weltweit sowohl beim Verkauf von Unternehmen, dem Zukauf und bei Finanzierungen.

Rufen Sie uns für einen vertraulichen Gedankenaustausch an. Gerne besprechen wir mit Ihnen unser Vorgehen, unsere Branchen-Expertise und Referenzen für unsere Arbeit.

Dr. Andreas Brinkrolf
Geschäftsführer
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