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Obwohl die Corona-Pandemie noch nicht ganz überwunden ist, werden im deutschen Maschinenbau seit dem Frühjahr 2021 wieder steigende Auftragseingänge verzeichnet. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in einer steigenden Zahl von Unternehmensverkäufen in der Branche wider: Die Übernahme des Anbieters von Antriebstechnik Walterscheid Powertrain durch Comer Industries für € 224 Mio., die Akquisition des Spulmaschinengeschäfts der Saurer Gruppe durch Rieter Holding für € 300 Mio. oder den Verkauf der Thyssenkrupp-Sparte für Bergbaumaschinen, TK Mining, an FLSmidth für € 325 Mio. Solche beispielhaften Transaktionen aus dem Marktumfeld sowie entsprechende Statistiken werden oft herangezogen, um Verkaufsoptionen und eine Einschätzung des zu realisierenden Verkaufspreises eines Unternehmens abzuleiten. Inwiefern lässt diese Betrachtung mit Bezug auf den Maschinenbau im deutschsprachigen Raum aber tatsächlich Rückschlüsse auf den Verkauf des eigenen – meist doch deutlich kleineren Unternehmens – zu?

Positive Marktlage für Unternehmensverkäufe

In der Tat stellen die genannten größeren Transaktionen nur einen geringen Teil der beobachtbaren Unternehmensverkäufe im Maschinenbau dar. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2021 63 Unternehmen aus der DACH-Region verkauft, wovon etwa die Hälfte auf Unternehmen mit weniger als 150 Mitarbeitern entfielen – weitere 20 % auf Unternehmen bis 350 Mitarbeiter. Für eine Einschätzung der allgemeinen Marktentwicklung lässt eine Betrachtung der Anzahl der Unternehmensverkäufe somit auch relevante Rückschlüsse auf den Mittelstand zu, da auf diesen ein Großteil der Transaktionen entfallen.

Anzahl Maschinenbau M&A Transaktionen

Durchschnittlich wurden in den letzten Jahren 129 Verkäufe von europäischen Unternehmen und 27 aus der DACH-Region erfasst, wobei in ca. 85 % der Fälle die Mehrheit der Unternehmensanteile veräußert wurde. Besonders bei gesamteuropäischer Betrachtung wird der Einfluss der COVID-19 Pandemie deutlich: Hohe wirtschaftliche Unsicherheit, in vielen Fällen gepaart mit negativen Auswirkungen auf die Geschäftszahlen, sind keine optimale Ausgangslage für einen wertmaximierenden Verkauf. Daher wurden im Jahr 2020 zahlreiche Verkäufe aufgeschoben oder nicht realisiert. Entsprechend folgt auf den deutlichen Rückgang der Unternehmensverkäufe derzeit eine Erholung auf das Vor-Corona-Niveau. Auch in der DACH-Region wurden im Vergleich zu den Vorjahren weniger Transaktionen abgeschlossen, allerdings fielen hier sowohl der Einbruch als auch der Aufholeffekt im Jahr 2021 weniger deutlich aus. Branchenübergreifend ist nach einer verhaltenen Entwicklung im vergangenen Jahr ein wieder deutlicher Anstieg im M&A-Geschehen zu beobachten. Abgesehen von der wirtschaftlichen Erholung ist dieser Trend auch durch das weiterhin niedrige Zinsniveau geprägt, welches Finanzierungen erleichtert und Unternehmensanteile als Anlageoption attraktiver macht. Die daraus resultierende Nachfrage macht Verkäufe derzeit also attraktiv, da sie Verkäufern eine gute Verhandlungsposition verschafft.

Bewertungen sind hoch – aber intransparent

Diese Dynamik hat in der Vergangenheit auch im Maschinenbau zu hohen Bewertungen geführt. Da der erzielbare Kaufpreis nicht zuletzt Hauptmotivation für einen Verkauf ist und zudem die am besten quantifizierbare Kenngröße für den Erfolg einer Transaktion darstellt, kommt einer realistischen Einschätzung des zu erwartenden Kaufpreises eine zentrale Bedeutung zu. Nur so können potenzielle Käufer identifiziert, adäquat angesprochen, der richtige Verkaufszeitpunkt ermittelt und letztendlich der bestmögliche Kaufpreis erzielt werden.

Maschinenbau EBITDA-Multiples nach Unternehmensgröße

Die Unternehmensprofitabilität ist der am stärksten quantifizierbare Einflussfaktor auf den Unternehmenswert. Daher wird in der gängigen Praxis das durchschnittliche Verhältnis von EBITDA zu Unternehmenswert bei Referenztransaktionen als Grundlage für die Ermittlung des erzielbaren Kaufpreises herangezogen. Unsere Analyse der Preisentwicklung im Maschinenbau zeigt hierbei sehr anschaulich die Problematik dieses Vorgehens: Unternehmensbewertungen im Maschinenbau sind sehr intransparent. So wurde nur bei 11 der 63 Maschinenbau-Transaktionen in DACH in H1 2021 das Transaktionsvolumen veröffentlicht – lediglich bei 5 ist das EBITDA bekannt. Für eine aussagefähigere Datengrundlage betrachten wir daher die gezahlten EBITDA-Multiples (Median) der letzten Quartale weltweit. Auch diese Auswertung zeigt eine extreme Volatilität der Unternehmensbewertungen, die hauptsächlich der Intransparenz des Markts sowie der Heterogenität der zugrundeliegenden Unternehmen und Transaktionen geschuldet ist.

Trotz der unzureichenden Datenlage lassen sich jedoch grobe Preisindikationen ableiten. So liegen die derzeit gezahlten Multiples je nach Datenbank über alle Umsatzgrößen zwischen 12x und 15x EBITDA und damit bis zu 35 % über den Vergleichswerten in 2019. Für Unternehmen mit geringeren Umsätzen ist ein Preisabschlag von durchschnittlich etwa 2x EBITDA zu erkennen. Während der COVID-19-Krise stieg diese Diskrepanz deutlich an, reduziert sich jedoch im laufenden Jahr spürbar, sodass auch die Betrachtung der derzeitigen Unternehmensbewertungen auf einen günstigen Moment zum Unternehmensverkauf hindeutet.

Jedes Unternehmen ist einzigartig – so wie der Verkaufsprozess

Obiges Beispiel veranschaulicht, dass statistische Betrachtungen zur Ableitung eines Unternehmenswertes und einer Verkaufsstrategie nicht ausreichend sind. Transaktionen, selbst wenn sie aus dem direkten Marktumfeld stammen, unterscheiden sich oft erheblich und sind entsprechend schwer zu vergleichen. Untenstehende Grafiken zeigen für die beispielhaft ausgewählte Dimensionen Investorentyp, Investorenland und Unternehmensgröße des Targets, wie vielfältig zuletzt die Maschinenbautransaktionen in der DACH-Region waren. Diese Vielfältigkeit spiegelt sich auch in den erzielbaren Kaufpreisen wider. So unterscheiden sich die Kaufpreise oft signifikant, die strategische Käufer oder Finanzinvestoren zu zahlen bereit sind. Zudem erzielen größere Unternehmen oft höhere Bewertungen als kleinere, weniger etablierte.

M&A Maschinenbau Transaktion in DACH seit 2018

Des Weiteren spielen auch die allgemeine Wirtschaftslage und Branchenentwicklung eine Rolle, genauso wie regionale Faktoren oder Veränderungen in der direkten Wettbewerbssituation. Üblicherweise erzielen Unternehmen mit Ausrichtung auf Innovationstrends wie ganzheitliche Ressourcennutzung und Energieeffizienz, Industrie 4.0 (Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung) oder IoT-Technologien höhere Bewertungen als konventionellere Geschäftsmodelle. Doch auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel. So sind strategische Käufer oft gewillt, signifikant höhere Bewertungen zu zahlen, wenn das Target besonders gut zum eigenen Unternehmen passt. Um solche Opportunitäten zu erkennen und letztendlich auch aktiv zu nutzen, ist der Blick auf breit gestreute Referenzwerte jedoch nur wenig geeignet. Vielmehr sind ein tiefes Verständnis des zu verkaufenden Unternehmens, seines Geschäftsmodells und ein daraus abgeleiteter, individueller Verkaufsprozess nötig, um eine bestmögliche Vermarktung zu erreichen.

Prozessqualität ist Hauptwerttreiber

Während Unternehmenseigenschaften wie Profitabilität, Größe oder Positionierung maßgeblichen Einfluss auf den erzielbaren Kaufpreis haben, so kommt der Gestaltung und Durchführung des Verkaufsprozesses eine zwar schlechter messbare, aber nicht minder hohe Bedeutung zu. Die falsche Ansprache oder die Ansprache der falschen Investoren, Schwächen in der Darstellung des Geschäftsmodells, Lücken in der Dokumentation oder Logikbrüche im Finanzplan können den Verkäufer selbst bei Unternehmen mit eigentlich positiven Verkaufsaussichten schnell in eine schlechte Verhandlungsposition bringen und damit den Erfolg der Transaktion entscheidend gefährden. Mit einer professionellen Vorbereitung und einem individuell auf die jeweiligen Besonderheiten des zu verkaufenden Unternehmens ausgerichteten Verkaufsprozess können aber auch Potenziale ausgeschöpft und damit auch Transaktionen abseits statistischer Referenzwerte realisiert werden.

Auch Emotionen zählen

Ein Unternehmensverkauf ist in großen Teilen ein rationaler und stark von Zahlen geprägter Prozess, in dem alle Beteiligten funktionieren müssen. Aber: Ein Unternehmen und seine Inhaber haben eine gemeinsame Geschichte, die über mehrere Generationen reichen kann. Wenn sich Gründer von ihrem unternehmerischen Lebenswerk trennen oder Inhaber ein Unternehmen verkaufen, welches vielleicht von Eltern oder Großeltern aufgebaut wurde, ist dies auch ein emotionaler Vorgang. Und es sollte idealerweise ein Ergebnis geben, mit dem die Beteiligten ganzheitlich zufrieden sind. Als Quantum Partners ist uns die emotionale Ebene eines Unternehmensverkaufes und das Vertrauen, welches uns entgegengebracht wird, besonders bewusst. Wir setzen alles daran, gemeinsam mit Ihnen die beste Lösung für Sie und Ihr Unternehmen zu erreichen.

Über Quantum Partners

Quantum Partners ist ein Corporate-Finance-Berater für die Bereiche Industrial Technology & Automotive, Digital Media & Commerce, Software & Business Services sowie Fintech. Aus seinem Büro in München betreut Quantum Partners Kunden weltweit sowohl beim Verkauf von Unternehmen, dem Zukauf und bei Finanzierungen.

Rufen Sie uns für einen vertraulichen Gedankenaustausch an. Gerne besprechen wir mit Ihnen unser Vorgehen, unsere Branchen-Expertise und Referenzen für unsere Arbeit.

Dr. Andreas Brinkrolf
Geschäftsführer
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